Folge der Trojaner-Attacke: Über 100.000 Webseiten für Abgeordnete gesperrt

Der Kurzreporter
von Der Kurzreporter Juli 25, 2015 11:15

Folge der Trojaner-Attacke: Über 100.000 Webseiten für Abgeordnete gesperrt

Die Cyber-Attacke auf den Bundestag von Mitte Mai hat immer noch Folgen: Weil weitere Trojaner befürchtet werden, sind mehr als 100.000 Websites für die Abgeordneten nun Off Limits.

Digitale Quarantäne

Dabei mussten die Abgeordneten des Bundestages sowieso schon mit verlangsamter Geschwindigkeit arbeiten – und nun das: Als weitere Vorsichtsmaßnahme in Bezug auf den Trojanerbefall der IT-Infrastruktur des Bundestages haben die entsprechenden Stellen des Hauses den Zugriff auf mehr als 100.000 Webseiten unterbunden.
Soll will man sicherstellen, dass kein weiterer Virenbefall stattfinden kann. Betroffen sind Seiten, die im Zusammenhang mit Schadsoftware bereits negativ aufgefallen sind. Sie sind auf einer Quarantäneliste des Bundesamtes für Informationstechnik gelistet. Wird eine dieser Webseiten von einem der Abgeordneten aufgerufen, kann er lesen, dass der Zugriff automatisch blockiert ist. Zeitgleich wird der Versuch des Zugriffs unter einer besonderen Referenznummer digital protokolliert.

Gravierende IT-Attacke

Die Maßnahme deutet darauf hin, wie schwerwiegend die Cyber-Attacke auf den Bundestag gewesen sein muss. Das interne Parlakom-Netz des Bundestages war bei dem professionell ausgeführten Angriff wochenlang mit einer ausgeklügelten Spionage-Software von Profi-Hackern ausgespäht worden. Dabei wurden eine große Menge an Daten erbeutet, unter anderem auch vertrauliche E-Mails der Abgeordneten. Derzeit wird hinter dieser beispiellosen IT-Spionageaktion der russische Geheimdienst vermutet. Trotzdem kann eine dauerhafte Restriktion des Internetzugangs keine Lösung sein, da Abgeordnete mit einem freien Mandat prinzipiell nicht von einer Behörde in Bezug auf die Informationseinholung behindert werden sollten. Zudem ist es in einer Demokratie bedenklich, wenn die Kommunikation der Abgeordneten in der jetzt vorliegenden Form dokumentiert wird.
Ziel muss es stattdessen sein, für den Bundestag ein eigens IT-Hochsicherheitsnetz zu schaffen,
das diesen Namen auch verdient.

Foto: Thinkstock, 178795084, iStock, jrwasserman

Der Kurzreporter
von Der Kurzreporter Juli 25, 2015 11:15