Was Sie bei der Corona-Warn-App beachten müssen

Der Kurzreporter
von Der Kurzreporter Juni 19, 2020 21:03

Berlin – Die Corona-Warn-App appelliert an den Gemeinschaftssinn der Bevölkerung. Sie kann nur sehr indirekt dazu beitragen, dass Anwender eine Ansteckung verhindern. Sie kann aber Menschen sehr schnell darüber informieren, wenn sie einem Infizierten länger als 15 Minuten zu nahe gekommen sind. Bei der Installation und im Betrieb tauchen nun aber etliche Fragen auf.

Wenn ich im App-Store nach «Covid-19» suche, tauchen mehrere Apps auf. Welche ist die offizielle App des Bundes?

Es gibt nur eine offizielle App, nämlich die «Corona-Warn-App»: Sie hat eine eigene Homepage (www.coronawarn.app), über die auch die Links zum Download der Versionen für
iOS (iPhone) und
Android bereitgestellt werden. Wenn man danach sucht, sollte man den Begriff «Corona-Warn-App» verwenden.

Ich bekomme im App-Store eine Fehlermeldung, dass die App nicht installiert werden kann. Woran liegt das?

Bei Android-Handys wurden die notwendigen Programmschnittstellen nicht über ein Android-Update zur Verfügung gestellt, sondern über die Google Play Services. Diese müssen vorhanden sein. Man findet sie über «Einstellungen/Google». Wenn die Aktualisierung der Play Services im Hintergrund geklappt hat, steht hier ganz oben der Menüpunkt «Benachrichtigungen zu möglicher Begegnung mit COVID-19-Infizierten». Dieser Google-Dienst reicht aber alleine nicht aus. Man muss dazu auch noch die Corona-Warn-App installieren.

Beim iPhone ist bislang das Betriebssystem 13.5 Mindestvoraussetzung. Das gibt es für die Modelle aus dem Jahr 2015 (iPhone 6S) und neuer. Die Geräte aus dem Jahr 2014 oder davor, also das iPhone 6, 5S, 5 und noch ältere Modelle, können iOS 13.5 nicht laufen lassen. Die Bundesregierung steht im Kontakt mit Apple, damit die APIs auch für iOS 12 aufbereitet werden. Eine Zusage aus der Apple-Zentrale steht aber noch aus.

Die App verlangt bei der Installation unter Android nach einer Freigabe der Ortungsdienste. Sollte die App nicht ohne auskommen?

Ja, die Corona-Warn-App des Bundes übermittelt keine Ortungsdaten und erfasst sie auch nicht. Da Ortungen in Gebäuden wie Einkaufszentren oder Bahnhöfen auch mit Bluetooth-Sendern möglich ist, fällt Bluetooth bei Google zusammen mit GPS in eine Kategorie. Eine Überprüfung des öffentlich einsehbaren Quell-Codes hat aber bestätigt, dass die App keine Ortungsinformationen einsammelt.

Ich hab das freie Android-System LineageOS auf meinem Telefon, weil ich die Google-Dienste grundsätzlich nicht haben möchte. Kann ich die Corona-Warn-App irgendwie zum Laufen bringen?

Nein, ohne die Google Play Services läuft die App nicht.

Ich habe Probleme bei der Installation der App. Kann mir das Gesundheitsamt dabei helfen?

Nein, bitte auf keinen Fall wegen technischer Probleme dort anrufen. Die Mitarbeiter der Gesundheitsämter sind dafür nicht zuständig und haben ohnehin alle Hände voll damit zu tun, die Infektionsmeldungen außerhalb der App abzuarbeiten. Für eine technische Beratung hat die Telekom eigens eine Hotline eingerichtet. Sie ist unter der Nummer 0800-7540001 zu erreichen. Fragen werden dort von Montag bis Samstag (7 bis 22 Uhr) auf Deutsch und Englisch beantwortet. Andere Sprachen wie Türkisch und Arabisch sollen folgen.

Brauche ich für die Installation der App einen QR-Code oder TAN?

Nein, QR-Codes oder Transaktionsnummern (TAN) kommen nur dann ins Spiel, wenn eine Infektion in die App eingetragen wird. Den QR-Code liefern die Labore, die schon den digitalen Arbeitsablauf beherrschen. Erhält der Nutzer den Hinweis auf seinen Infektionsstatus auf einem anderen Weg, muss er sich unter 0800 7540002 die TAN erfragen. Das Verfahren soll verhindern, dass Trolle mit Falschmeldungen das System angreifen und unnötige Fehlalarme auslösen.

Die App misst den Abstand zwischen zwei Geräten mit Bluetooth. Sind damit andere Bluetooth-Anwendungen wie Musikstreaming trotzdem noch möglich?

Ja, man kann weiterhin Bluetooth-Lautsprecher oder andere Geräte verwenden, die ebenfalls den Kurzstreckenfunk verwenden. Bluetooth LE beherrscht den Parallelbetrieb.

Können Menschen im Ausland, die über einen deutschen Account bei Apple oder Google verfügen, die App auch anwenden?

Nein, das soll aber bald geändert werden, haben die Entwickler von SAP und Telekom in Aussicht gestellt.

Und wie sieht es aus, wenn Anwender aus Deutschland ins Ausland fahren?

Die App funktioniert bislang nicht im Ausland. Aber auch an diesem Thema arbeiten die Entwickler.

Kann man über die App risikoreiche Begegnungen in Echtzeit erkennen?

Nein, die Begegnungen werden nicht live ausgewertet, sondern mit einer gewissen zeitlichen Verzögerung. Nur so kann der Stromverbrauch niedrig gehalten werden. Ein Live-Tracing würde auch das ausgeklügelte Datenschutzkonzept über den Haufen werfen.

Kann man bei der App sehen, wie vielen Leuten ich begegnet bin, die auch die App nutzen?

Nein, mit der App ist das nicht möglich. Man könnte aber mit gängigen Scannern sehen, welche Bluetooth-Signale gefunkt werden. Die Kurzzeitschlüssel der App werden aber verschlüsselt übertragen und ändern sich auch alle 15 Minuten, so dass man mit den «Sniffern» kein Bewegungsprofil erstellen kann.

Wie erfährt man, dass man sich in der Nähe eines Infizierten aufgehalten hat?

Wer positiv auf Covid-19 getestet wurde, kann diesen Status selbst in die App eintragen. Um einen Missbrauch zu verhindern, muss dieser Status aber offiziell bestätigt werden. Das geschieht zum einen über einen QR-Code, den man vom Testlabor erhält. Alternativ kann man auch eine TAN – also eine Transaktionsnummer – eingeben, die man von einer Telefon-Hotline bekommt, da nicht alle Labore in der Lage sind, QR-Codes zu generieren. Im Infektionsfall erhalten die betroffenen App-Kontakte dann einen Hinweis, dass sie sich testen lassen sollen. Am ersten Tag nach der Installation zeigt die App noch auf grauem Hintergrund ein «unbekanntes Risiko»: Danach springt die Anzeige auf «niedriges Risiko» auf grünem Hintergrund. Erkennt das System eine riskante Begegnung, springt die Anzeige auf «erhöhtes Risiko».

Was muss ich unternehmen, wenn ein «erhöhtes Risiko» angezeigt wird?

Die Bundesregierung rät den Betroffenen, wenn möglich zu Hause zu bleiben und sich bei seinem Hausarzt zu melden. Man könne aber auch unter der Telefonnummer 116117 Kontakt mit dem ärztlichen Bereitschaftsdienst oder mit dem Gesundheitsamt aufnehmen, um das weitere Vorgehen abzustimmen. Mit dem «erhöhten Risiko» hat man nicht automatisch ein Anrecht auf einen Corona-Test. Da inzwischen in Deutschland in der Regel genügend Testkapazitäten vorhanden sind, sollte ein Test in Abstimmung mit den Ärzten oder dem Amt möglich sein. Diesen bezahlen dann auch die Krankenkassen.

Muss ich die App jeden Tag neu starten?

Nein, sie läuft im Hintergrund weiter, sobald sie einmal gestartet wurde. Wenn man die App nicht mehr nutzen möchte, kann sie deinstalliert werden. Es werden dann keine Schlüssel mehr übertragen.

Funktioniert die App auch in öffentlichen Verkehrsmitteln oder Räumen, in denen es gerade keine Internetverbindung gibt?

Der Austausch über Bluetooth benötigt keine aktive Internet-Verbindung. Nur zum täglichen Download der Liste der infizierten Tagesschlüssel muss man mit dem Netz verbunden sein. Die App funktioniert daher sogar auf Smartphones ohne SIM-Karte, wenn die einmal am Tag mit dem WLAN verbunden sind. Für das Herunterladen der Schlüsselliste berechnen alle Provider in Deutschland kein Datenvolumen («Zero Rating»).

Kann die App tatsächlich dazu beitragen, die Pandemie einzudämmen.

Diese Frage kann man zweifelsfrei noch nicht beantworten. Viele Wissenschaftler gehen davon aus, dass die Corona-Warn-App schon einen Beitrag leisten, aber herkömmliche Schutzmaßnahmen nicht ersetzen kann. Selbst die Bundesregierung sagt, dass die App kein Wundermittel ist.

Kann die App das Tragen von Atemmasken und das Einhalten von Abstandsregeln ersetzen?

Nein. Die App kann nur dazu beitragen, Infektionsketten schneller zu erkennen. Wer sich und andere vor Infektionen schützen will, sollte auch mit der App im Handy genug Abstand wahren und eine Maske tragen.

Fotocredits: Michael Kappeler,Catherine Waibel,Catherine Waibel,Franziska Gabbert
(dpa/tmn)

Der Kurzreporter
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