Vor- und Nachteile der Prepaid-Kreditkarte

Der Kurzreporter
von Der Kurzreporter November 12, 2018 20:29

Düsseldorf – Bequem per Karte bezahlen: Das geht ganz klassisch mit der Kreditkarte. Dabei sammelt das Kreditinstitut die getätigten Umsätze auf dem Kartenkonto und bucht sie meist einmal im Monat vom Girokonto des Inhabers ab.

Nutzer erhalten also einen Zahlungsaufschub, für den Zinsen anfallen. Das ist bei einer Prepaid-Kreditkarte anders. «Prepaid» heißt: «im Voraus bezahlt». Nutzer müssen also erst Geld auf die Karte laden – beispielsweise per Überweisung von einem Tag auf den anderen.

Aufladevorgang

«Das ist von jedem Konto aus möglich und kostet oft nichts», erklärt Kerstin Backofen von der Stiftung Warentest. Wird das Konto nicht beim Kartenherausgeber geführt, kann es einige Tage dauern, bis der Betrag gutgeschrieben ist. Manchmal ist das Aufladen auch über andere Zahlungsverfahren möglich – wie Giropay, Sofortüberweisung oder über eine andere Kreditkarte. Dafür können Gebühren anfallen.

Bei Prepaid-Kreditkarten erhalten Kunden keinen Zahlungsaufschub, dafür werden aber auch keine Zinsen fällig. Ansonsten bietet die Karte vergleichbare Leistungen wie klassische Kreditkarten – so kann man Geld am Automaten abheben sowie im Internet oder Laden bezahlen.

Sicherheit vor Cyber-Attacken

Ein Vorteil: Wer die Karte fürs Online-Shoppen nutzen, ist im Fall einer Cyber-Attacke davor gefeit, dass Betrüger das Karten-Limit überreizen. «Bei einem Missbrauch der Karte haftet der Nutzer maximal in Höhe des aufgeladenen Guthabens», sagt David Riechmann von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen.

Ein Nachteil der Karte: Bei ungeplanten größeren Ausgaben kann das Guthaben nicht ausreichen oder gerade aufgebraucht sein. «Wenn man keine Möglichkeit hat, neues Geld auf das Kartenkonto zu überweisen, kann dies zu Zahlungsengpässen führen», sagt Riechmann. Ihm seien Fälle bekannt, bei denen auf das hinterlegte Girokonto zugegriffen werden konnte – obwohl der Verfügungsrahmen der Karte ausgeschöpft war. Das widerspreche aber der Prepaid-Funktion.

Dennoch kann es in sehr seltenen Fällen vorkommen, dass die Karte ein Minus aufweist. «Ein solcher Fall kann beispielsweise eintreten, weil nachträglich Gebühren gebucht werden», erläutert Backofen. Läuft ein größeres Minus auf der Prepaid-Karte auf, gilt für den Kunden: «Die Bank kann den Betrag nicht zurückfordern, weil die entsprechenden Vertragsklauseln nicht wirksam sind», sagt Backofen.

Gute Kostenkontrolle

«Bei Prepaid-Karten muss man natürlich selbst im Blick behalten, dass das gewünschte Guthaben aufgeladen und verfügbar ist», sagt Tanja Beller vom Bundesverband deutscher Banken. Dies ermöglicht auf der anderen Seite eine gute Kostenkontrolle. «Prepaid-Kreditkarten eignen sich gut für Jugendliche», erklärt Backofen. Sie können die Vorteile einer Kreditkarte nutzen, ohne Gefahr zu laufen, sich zu verschulden. Minderjährige sollten den Kartenantrag mit ihren Eltern ausfüllen.

Auch für Verbraucher ohne festes Einkommen ist das Zahlungsmittel interessant. Denn um eine solche Karte zu beantragen, ist keine Schufa-Auskunft nötig. Grundsätzlich kann jeder eine Prepaid-Kreditkarte beantragen. Ob der Vertrag zustande kommt, entscheidet der Anbieter, verpflichtet ist er dazu nicht.

Von Anbieter zu Anbieter unterschiedlich

Wer eine Karte nutzen will, sollte sich vorab über Kosten und Leistungen genau erkundigen. Welche Gebühren anfallen, ist von Anbieter zu Anbieter unterschiedlich. Auch die damit verbundenen Leistungen variieren. «Möglicherweise wird die Karte zwar prominent damit beworben, dass bestimmte Gebühren nicht anfallen», erklärt Riechmann. Tatsächlich zeigt sich dann aber im Preisverzeichnis, dass nicht alle Leistungen kostenlos sind. Ein Vergleich lohnt sich also.

Nutzer sollten Kosten für den Karteneinsatz im Blick behalten. «Für das Geldabheben am Automaten berechnen die Banken meist einen Mindestbetrag zwischen 5 und 7,50 Euro», erklärt Backofen. Oder sie verlangen zwei Prozent vom abgehobenen Betrag – für 100 Euro würden dann 2 Euro anfallen. Hinzu kann eine Auslandseinsatzgebühr kommen, die außerhalb der EU zwischen 1 und 1,9 Prozent liegt.

Vorsicht sollte gelten bei im Internet beworbenen Prepaid-Karten: Sie suggerieren mitunter, man könne zusätzlich einen Sofort-Kredit über mehrere 1000 Euro erhalten – ohne Schufa-Prüfung. «Finger weg von solchen Angeboten», rät Riechmann. Oft handele es sich um teure Lockangebote.

Generell steigt die Akzeptanz der Karten, sie ist aber auch nicht überall gewährleistet. Prepaid-Karten können zum Teil nicht als Sicherheit oder Kaution verwendet werden – etwa bei Mietwagenfirmen.

Fotocredits: Robert Günther,Verbraucherzentrale NRW,Stiftung Warentest
(dpa/tmn)

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von Der Kurzreporter November 12, 2018 20:29