So gehen die Deutschen mit ihren Daten um

Der Kurzreporter
von Der Kurzreporter August 26, 2016 14:56

So gehen die Deutschen mit ihren Daten um

Die digitale Selbstvermessung ist auf dem Vormarsch: Fitnessarmbänder und Apps sollen dabei helfen, das eigene Leben zu optimieren und sammeln dabei haufenweise Daten. Die sind für viele Unternehmen von großem Interesse – für das Marketing ebenso wie für die Produktentwicklung. Schnell stellt sich da die Frage: Wie gehen die Deutschen eigentlich mit den Datenbergen um, die sie täglich selbst produzieren?

Jeder Fünfte trackt sein Leben

Rund jeder fünfte Bundesbürger erhebt mithilfe von Apps, Fitnessarmbändern und vergleichbaren Geräten Daten über sein eigenes Leben. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage des Marktforschungsinstituts Dr. Grieger & Cie. aus Juni 2016. Vor allem Fitness- und Gesundheitsdaten sind dabei von Interesse und werden von 18 Prozent der Befragten erhoben. Deutlich weniger interessant erscheinen dagegen Daten aus den Bereichen Energieverbrauch (2%), Ernährung (5%), Finanzen (3%) und Persönliches (2%).

Wer welche Daten erhebt, unterscheidet sich dabei offenbar nach Geschlechtern. Demnach tendieren Frauen eher dazu, Daten aus den Bereichen Fitness und Ernährung zu erheben. Männer sammeln eher Daten aus den Bereichen Finanzen und Energieverbrauch.

So gehen die Deutschen mit ihren Daten um

Grafik: Dr. Grieger & Cie

Datenweitergabe gegen Geld? Ja klar!

Die Menschen, die Daten über das eigene Leben ermitteln, scheinen darüber hinaus relativ freizügig damit umzugehen – insbesondere dann, wenn sie sich davon einen finanziellen Vorteil versprechen. Der Studie zufolge würden 54 Prozent der Befragten ihre Daten zum Bewegungsverhalten an ihre Krankenkasse übermitteln. Immerhin 21 Prozent von ihnen reicht dabei ein Anreiz von 50 Euro pro Jahr in Form eines Bonus. Satte 44 Prozent der Befragten würden der Weitergabe ihrer Daten an ihren Arbeitgeber zustimmen, wenn sie dafür ein halbes Monatsgehalt mehr erhielten. Ebenso viele Befragte würden für einen durchschnittlichen Bonus von 160 Euro pro Jahr Daten über ihr Fahrverhalten an ihre Kfz-Versicherung übermitteln lassen. Eine Grenze erreicht ist für rund zwei Drittel der Deutschen, wenn es beispielsweise darum geht, für einen günstigen Kredit Gesundheitsdaten an Banken zu übermitteln. Andererseits scheint diese Ablehnung eher eine Preisfrage und weniger ein moralisches Problem – Jeder Dritte wäre dazu bereit, wenn er dafür einen Bonus von etwa 550 Euro erhielte.

Auffällig bei allen Angaben ist, dass insbesondere Personen mit hoher Risikoneigung ihre Daten weitergeben würden – obwohl sie davon nicht zwingend profitieren.

Ungewollte Datenweitergabe meist selbst verschuldet

Freiwillige Datenweitergabe für einen Bonus ist eine Sache – eine ungewollte Datenweitergabe eine ganz andere. Ganze 96 Prozent der Studienteilnehmer sind der Meinung, dass Daten ohne die explizite Zustimmung der Betroffenen nicht weitergegeben werden sollten. Dass genau diese Weitergabe in der Praxis dennoch immer wieder erfolgt, liegt meist im Verschulden der Betroffenen selbst. So lesen lediglich 43 Prozent die Datenschutzerklärungen von Onlineshops. Noch sorgloser gehen die Anwender von Self-Tracking-Anwendungen mit ihren Daten um – nur 24 Prozent lesen hier die Datenschutzerklärung. Dass vier von fünf Bundesbürgern grundsätzlich Maßnahmen zum Datenschutz ergreifen ist zwar löblich – die Anstrengungen gehen über das Löschen der Browser-Historie allerdings selten hinaus.


Bildquelle: Thinkstock, 515768337, iStock, RyanKing999

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