Karneval 2010: Tränen in Rio, ein mulmiges Gefühl in Köln

Der Kurzreporter
von Der Kurzreporter Februar 16, 2010 13:31

Der Karneval 2010 feierte am gestrigen Rosenmontag auf der ganzen Welt seinen jährlichen Höhepunkt. In Rio treten die traditionellen Samba-Schulen seit Sonntag Abend in ihren mehrstündigen Zügen gegeneinander an und heizen den Besuchern mit sexy Outfits und atemberaubender Performance ein.

Auch de Köllsche Jecke lassen sich nicht lumpen: Allein 1,3 Millionen Menschen feierten gestern in der Innenstadt. Dabei sorgten beide Karnevalshochburgen im Vorfeld für negative Schlagzeilen.

Karneval in Rio: Nervenzusammenbruch bei 7jähriger Samba-Queen

Der Karneval 2010 in Rio hatte schon im Vorfeld mit einem fragwürdigen Highlight als Medien-Skandal zu kämpfen. Eine der bekanntesten Samba-Schulen wollte eine 7jährige als Vortänzerin den Zug anführen lassen. Sexy Bikinis, heiße Rhythmen und die kreisenden Hüften der Tänzerinnen, die die handgezogenen Karawanen anführen, locken jedes Jahr mehrere Millionen Touristen nach Brasilien. Eine angemessene Rolle für ein 7jähriges Kind sei dies jedoch nicht, argumentierten Kinderschutz-Vereinigungen.
Trotzdem setzte der Vater der kleinen Julia Ria den Wunsch sein Kind als jüngste Samba-Queen der Welt am Zug teilnehmen zu lassen durch. Immerhin ist er der Präsident der Samba-Schule Viradouro.

Ein fragwürdiger Verantwortungsträger, denn es kam, wie es kommen musste: Die Medien stürzten sich auf das kleine Mädchen im knappen Tüllrock. Bereits nach 5 Minuten brach das Kind unter Tränen zusammen und musste von ihrer Betreuerin abgeschirmt werden.
Der Karneval in Rio ist weltweit die bekannteste und wahrscheinlich schönste Feierlichkeit dieser Art. Für die farbenfrohen und aufwändigen Kostüme sparen manche Familien ein ganzes Jahr. Das Ergebnis des Wettkampfes um den schönsten Auftritt erwartet die Samba-Schulen am Aschermittwoch.

Karneval 2010 in Köln: 1,3 Millionen Besucher trotz U-Bahn Pfusch

Auch die Kölner Jecken starteten 2010 zerknirscht in die fünfte Jahreszeit. Wenige Tage vor Beginn des traditionellen Straßenkarnevals in der Kölner Innenstadt war ein Gutachter bestellt worden, um die Tragweite der der U-Bahn-Schächte neu zu bewerten.Im Vorfeld war bekannt geworden, dass ein korrupter Mitarbeiter sich heimlich an den Stahlträgern bereicherte. Nur 17% der Stützträger seien beim Bau der Schächte tatsächlich eingesetzt worden.

Bereits vor einem Jahr hatte der Pfusch beim U-Bahn Bau verheerende Folgen: Beim Einsturz des Kölner Stadtarchivs kamen zwei Menschen ums Leben. Der damalige Oberbürgermeister von Köln, Fritz Schramma, trat als Konsequenz von seinem Amt zurück.
Die Innenstadt ist zwar für den Karnevalszug als unbedenklich frei gegeben worden, doch ein mulmiges Gefühl bleibt. Vor allem in Anbetracht der Schneeschmelze. – Wie gut die Schachtanlagen einem Rhein Hochwasser statt halten, ist nämlich weiterhin fraglich. Die Sorgen und Skandale um den U-Bahn Pfusch werden auch thematisch bei der Gestaltung der Wagen aufgenommen.

Die schönsten Bilder und Life-Übetragungen zum närrischen Treiben beim Kölner Karneval 2010 und anderen deutschen Städten gibt es hier beim WDR

Der Kurzreporter
von Der Kurzreporter Februar 16, 2010 13:31