Ist ein Renteneintrittsalter von 70 Jahren eine Illusion?

Der Kurzreporter
von Der Kurzreporter Mai 13, 2016 19:03

Ist ein Renteneintrittsalter von 70 Jahren eine Illusion?

Da die Deutschen immer älter werden, plant Finanzminister Schäuble eine Anpassung des Renteneintrittsalters. Doch eine Studie der Linken zeigt, dass mehr als jeder fünfte Deutsche ein Rentenalter von 70 Jahren heute gar nicht erreichen würde. Stattdessen sterben Hunderttausende bereits früher.

Viele würden das Rentenalter gar nicht mehr erreichen

Im Jahre 2014 waren über 135.000 (rund 16 Prozent) der in diesem Jahr in Deutschland verstorbenen Menschen 65 Jahre oder jünger. Weitere 185.000 (22 Prozent) waren lediglich 70 Jahre oder jünger. Im Schnitt starben von 2005 bis 2014 rund 16 Prozent der Menschen bereits vor dem Erreichen des 65. Lebensjahres.

Zugleich macht sich Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) für eine Koppelung der Lebensarbeitszeit an die steigende Lebenserwartung stark und in der Jungen Union hält man ein Renteneintrittsalter von 70 Jahren längerfristig für angemessen. Gesetzlich beschlossen ist schon heute die Anhebung der Altersgrenze vom 65 auf 67 bis 2029.

Gerade Geringverdiener sterben häufig früher

Aus einer Studie des Robert Koch-Instituts geht zudem hervor, dass besonders Geringverdiener früher sterben. Zu den häufigsten Todesursachen der 50- bis 75-Jährigen zählen Leiden wie Herzinfarkt, Magen- und Lungenkrebs. Alles Krankheiten, unter denen Menschen mit niedrigem sozioökonomischem Status statistisch eindeutig häufiger leiden als Menschen, die sozial bessergestellt sind.

Deshalb stellt die Linken-Abgeordnete Sabine Zimmermann fest, dass jede Erhöhung des Renteneintrittsalters ausgerechnet Geringverdienende um die Früchte ihrer Arbeit bringe. Sie ist der Ansicht, dass wir keine Erhöhung des Renteneintrittsalters, sondern mehr Arbeit für über die 60-Jährigen brauchen. So betrug die Erwerbstätigenquote der 60- bis 65-Jährigen 2014 nur 52,3 Prozent, während sie im selben Jahr bei den 55- bis 60-Jährigen zu 76,9 Prozent betrug. Auf der anderen Seite betrug diese Quote bei der älteren Gruppe 2004 lediglich 25,1 Prozent.

Politiker befinden sich bei der Rentenpolitik in der Zwickmühle

Diese Zahlen belegen eindeutig, dass eine zu schnelle Anhebung des Renteneintrittsalters viele heute noch Erwerbstätige um den Lohn ihrer Arbeit bringen würde. Deshalb ist es notwendig, bei der Diskussion um ein erhöhtes Renteneintrittsalter die Aspekte der Rentensicherung und der sozialen Gerechtigkeit sehr sorgfältig miteinander auszutarieren.


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