Internet-Abzocke am Beispiel von Fabriken.de und Rezepte-Ideen.de

Der Kurzreporter
von Der Kurzreporter März 21, 2009 18:05

In den letzten Wochen hat die Firma Connects 2 content GmbH vielen Internetbenutzern einen ordentlichen Schrecken eingejagt, indem sie zahlreiche Zahlungsaufforderungen verschickte- unberechtigterweise.

So betrieb die Firma Connects 2 Content GmbH die beiden Internetseiten Fabriken.de und Rezepte-Ideen.de.
Wer dort Informationen suchte, musste sich zunächst einmal registrieren- zunächst kostenlos. Und genau das taten auch hunderte von Internetnutzern.

Das dicke Ende kam dann jedoch im Februar und März: Hunderte, wenn nicht gar tausende der angemeldeten User bekamen auf einmal eine Zahlungsaufforderung, in der unter anderem auch folgender Absatz enthalten war:
„…wir bedanken uns für Ihr Interesse an der Premium-Mitgliedschaft der Internet-Community Fabriken.de. Nachdem wir Sie am 14.01.2009 und 10.02.2009 über die zukünftige Kostenpflichtigkeit von Fabriken.de informiert haben, wurde das Ihnen gesetzlich eingeräumte Sonderkündigungsrecht nicht in Anspruch genommen. Wir freuen uns daher, dass unser Angebot Ihren Zuspruch gefunden hat und erlauben uns, für die Bereitstellung und Erbringung unserer Dienstleistung das vereinbarte Nutzungsentgelt gemäß der folgenden Aufstellung in Rechnung zu stellen:
12-Monatszugang für Fabriken.de – 84,00 EUR
Zeitraum: 01.02.2009 – 01.02.2010 – Zahlung laut AGB ein Jahr im Voraus
zu zahlender Rechnungsbetrag: 84,00 EUR…“

Still und heimlich hatten die Macher der Seiten die Geschäftsbedingungen geändert und hierüber angeblich einen Newsletter versendet. Wer nicht widersprochen hat, sollte zahlen.

Nun funktioniert das deutsche Recht zum Glück nicht ganz so simpel, denn aus einer kostenlosen Mitgliedschaft kann nicht durch eine einseitige Änderung der Allgemeinen Geschäftsbedingungen eine kostenpflichtige Mitgliedschaft werden.

Das wussten die Betreiber mit Sicherheit auch. Es ist zu vermuten, dass der Schockeffekt die Kassen klingeln lassen sollte, denn leider lassen sich viele Internetnutzer von Zahlungsaufforderungen, Mahnungsdrohungen und natürlich auch der Androhung des Inkasso-Verfahrens einschüchtern und zahlen lieber, als sich zur Wehr zu setzen.
Nicht wenige Internet-Vertragsfallen basieren exakt auf diesem Prinzip.

Am Beispiel von Connects 2 Content lässt sich jedoch wunderbar zeigen, wie sich User gegen eine derartige Abzocke zur Wehr setzen können. Bereits wenige Stunden nach Versand der Zahlungsaufforderung wimmelte es in verschiedenen Verbraucherschutz-Foren vor Einträgen betroffener Nutzer. Während sich ein Teil der Betroffenen noch mit Widerspruchsschreiben zur Wehr setzen wollten, nutzten zahlreiche andere den direkten Weg der Online-Strafanzeige bei der Kriminalpolizei.
Die Verbraucherzentralen und die Polizei blieben nicht lange tatenlos.

Die Kriminalpolizei Düsseldorf hat hierzu folgende Pressemitteilung herausgegeben:
Verdacht des Leistungsbetruges – Bislang 300 Anzeigen – 28-jähriger Mann im Visier der Ermittler – Weitere Geschädigte gesucht

Das Kriminalkommissariat 21 führt seit Anfang März Ermittlungen gegen einen 28-jährigen Mann mit Wohnsitz in Düsseldorf wegen des Verdachts eines Leistungsbetruges. Dieser hatte zunächst für registrierte Kunden auf Internetseiten Tipps zu Outlets und Kochrezepten kostenlos angeboten. Im Februar dieses Jahres änderte er die allgemeinen Geschäftsbedingungen und verlangte nun einen Jahresbeitrag von 84 Euro. Die bereits registrierten Nutzer will er über einen Newsletter informiert haben. Dieser wurde nach den bisherigen Ermittlungen jedoch nie versandt. Bislang gingen über 300 Anzeigen bei der Polizei ein. Ein Konto des Tatverdächtigen wurde bereits von der Kriminalpolizei „eingefroren“.
Der 28-Jährige gründete im vergangenen Jahr eine Firma in Köln und bot seit September 2008 Tipps auf den Internetseiten www.fabriken.de und www.rezepte-ideen.de an. Die Nutzer mussten sich Online registrieren und hatten dann kostenfreien Zugang zu den Ratschlägen auf den Seiten. Im Januar 2009 gründete der Mann eine Firma in Düsseldorf. Hier kündigte er auf den Internetseiten an, dass er die Seiten der Kölner Firma übernimmt, aber die Tipps jetzt nicht mehr kostenlos anbieten kann. Seit dem 1. Februar 2009 sind diese auf den Seiten kostenpflichtig und es wird auch auf die anfallenden Nutzungsgebühren hingewiesen.

Die von September 2008 bis 31. Januar 2009 registrierten Nutzer will er angeschrieben und über die nun anfallenden Kosten informiert haben. Dieser Newsletter ist aber laut Angaben der Geschädigten nie angekommen. Der 28-Jährige verlangte nun per Rechnung von jedem eine Jahresgebühr in Höhe von 84 Euro.

Auf ein Konto, auf das die Gebühren eingehen, hat der Tatverdächtige keinen Zugriff mehr. Die Ermittler müssen nun in akribischer Kleinarbeit herausfinden, welche Gebühren zu Recht eingefordert und gezahlt wurden.“

Die Polizei bittet weitere Geschädigte, die sich vor dem 1. Februar 2009 auf den Seiten registriert und den Jahresbeitrag gezahlt haben, sich mit dem zuständigen Kommissariat 21 unter Telefon 0211-8700 in Verbindung zu setzen.

Wer jetzt immer noch beunruhigt ist, der sieht sich bitte folgendes Video an und lehnt sich dann beruhigt zurück:
[youtube 1kmil-5GC4I]

Der Kurzreporter
von Der Kurzreporter März 21, 2009 18:05