Horst Köhlers überraschender Rücktritt

Der Kurzreporter
von Der Kurzreporter Juni 1, 2010 16:32

Der plötzliche Rücktritt des Bundespräsidenten Horst Köhler hat im ganzen Land für Unverständnis gesorgt. Nach seinen umstrittenen Äusserungen zum deutschen Militäreinsatz in Afghanistan wurde Köhler öffentlich kritisiert, und zog für sich eine drastische Konsequenz. Nach den aprupten Rücktritt ist das Amt des Bundespräsidenten nun frei – Und die Suche nach einem Nachfolger ist im vollen Gange.

Sein Abgang gleicht seinem Handeln während der Amtszeit: Horst Köhler war bekannt für seine Emotionalität. Unlängst verliessen ihn einige Mitarbeiter in Schloss Bellevue, weil sie mit seinem Übermass an Engagement und Jähzorn nicht zurecht kamen. Köhler stellte sich gerne mal quer, er verweigerte bei zwei Gelegenheiten seine Unterschrift unter Gesetzesentwürfen des Bundestags. Er wollte bewusst ein unbequemer Bundespräsident sein, und kein biegsamer Jasager. Der Mann aus einfachen Verhältnissen genoss eine hohe Popularität im Volk, das geschockt auf seinen drastischen Entschluss reagierte.

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Horst Köhler zieht seine Konsequenz aus der Kritik

Die Vorwürfe an Köhlers Äusserungen fielen harsch aus, waren aber durchaus berechtigt. Köhler hatte den Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr in einen Zusammenhang mit Deutschlands Wirtschaftsinteressen gestellt. Wenn ein solcher wunder Punkt getroffen wird, ist ein stark ausfallendes Echo nichts ungewöhnliches in Deutschland.

Dem ehemaligen Bundespräsidenten wurden imperialistische Tendenzen unterstellt, von Kanonenbootpolitik war die Rede. Auch sehr verletzend muss der Vergleich mit dem notorischen zweiten Bundespräsidenten Heinrich Lübke gewesen sein, der während seiner Amtszeit mit rhetorischen Ausrutschern von sich reden machte.

Das Karussell dreht sich – Wer wird Horst Köhlers Nachfolger?

In Berlin ist ein Tag nach dem plötzlichen Rücktritt ein politisches Erdbeben am brodeln. Bis in 30 Tagen ein neuer Bundespräsident gewählt wird, übernimmt der Präsident des Bundesrates Jens Böhrnsen die Pflichten des deutschen Staatsoberhauptes. Doch bevor es zu einer Neuwahl kommt, müssen erst einmal Kandidaten her.

Als möglicher Kandidat aus den Reihen der Union wird Norbert Lammert aus Nordrhein-Westfalen gehandelt. Oder natürlich einer der beiden alteingesessenen Herren Stoiber und Schäuble. Die SPD wird wohl zum dritten Mal Gesine Schwan nominieren. Ob das nach zweimaligem Scheitern wirklich sinnvoll ist, sei mal dahingestellt.

Der Kurzreporter
von Der Kurzreporter Juni 1, 2010 16:32