Gruscheln und andere Nettigkeiten des Webs

Der Kurzreporter
von Der Kurzreporter März 4, 2008 15:04

Was ist „Gruscheln“? Mit dieser Frage haben sich seit geraumer Zeit zahlreiche Internetforen und Blogs auseinander gesetzt, ohne zu einem wirklichen Ergebnis zu kommen.

Zunächst zur Erklärung: „Gruscheln“ gehört zur Community „StudiVZ“, welches sich in jüngster Vergangenheit zu einer führenden Internetplattformen in Deutschland gemausert hat. User, die dort ein Profil besitzen, können ihre Freunde gruscheln. Laut Wikipedia wird „Gruscheln“ wie folgt definiert: „Gruscheln – Hierbei handelt sich um eine Funktion zur Kontaktaufnahme mit anderen Mitgliedern. Gruscheln hat keine offizielle Definition, man interpretiert es jedoch meist als Verbindung der Wörter grüßen und kuscheln.“ AHA!

Da selbst die Verantwortlichen keine klare Definition anbieten: „Gute Frage, wissen wir auch nicht so genau. Gruscheln kann man nicht erklären: Gruscheln muss man entdecken…! Einfach mal ausprobieren! Für alle, die sich intensiver mit dieser Frage auseinander setzen möchten, empfehlen wir die Mitgliedschaft in einer der Experten- und Selbsthilfe-Gruppen wie die “Gruschel-aholic” oder die “Was-ist-gruscheln”-Gruppe. Um jemanden zu gruscheln musst du ihn zunächst suchen, neben seinem Profil findest du dann den entsprechenden Link.“, müssen wir uns wohl selbst auf die Suche begeben, auch wenn man an dieser Stelle vermuten kann, dass man eigens eine Definition vermieden hat, um Spekulationen egal welcher Art entsprechenden Raum zu geben.

Eine der sich im Umlauf befindenden Theorien behauptet, dass es sich hier um einen Neologismus in einem ähnlichen Begriffsfeld handelt, einer Kombination aus „Grabschen“ und „Kuscheln“, womit das Wort „Gruscheln“ eine sexuelle Handlung darstellt, die beim „Gegruschelten“ ein Wohlbefinden auslösen soll – also virtuelles Grabschen?

Nach ausgiebiger Suche findet sich in einzelnen Dialekten wie beispielsweise dem Hessischen oder dem Bayrischen durchaus das Wort „Gruscheln“, allerdings bedeutet es dort, dass man in etwas herumkramt. Dies scheint aber nicht die gewollte Funktion des Gruschelns zu sein, oder?

Aus einem phonetischen Ansatz heraus klingt „Gruscheln“ etwas radikaler als Kuscheln, weshalb durchaus der Verdacht nahe liegen könnte, dass es sich um eine heftige Umarmung handeln könnte.

Um allen die romantischen Illusion des „Gruschelns“ zu nehmen, liegt folgende Theorie nahe: Das Wort „Gruscheln“ wurde absichtlich von den Verantwortlichen falsch übersetzt und als Neologismus im StudiVZ verankert. Im amerikanischen Vorbild von StudiVZ gibt es die Funktion „Poke“, welches übersetzt anstupsen oder antippen bedeutet und den anderen User daran erinnert, dass Freunde an ihn denken. Da StudiVZ jedesmal eine Benachrichtigungsmail an den „Gegruschelten“ verschickt, wird man automatisch an das Nutzen der Community erinnert.

Keine schlechte Strategie, um User dauerhaft zu binden. Erst eine Wortneuschöpfung kreieren, um sie dann als Erinnerungsfunktion einzusetzen, Respekt!

Der Kurzreporter
von Der Kurzreporter März 4, 2008 15:04