Du kommst hier net rein…
So oder zumindest so ähnlich wird es wohl heißen, wenn sich die Fahrgäste der 2. Klasse in die komfortablen Regionen der 1.Klasse begeben möchten, selbst wenn die Klasse des einfachen Volkes zum Bersten überfüllt ist und im Luxusreich der Bahn noch genügend Platz ist.
Ab jetzt wird bei der Deutschen Bahn die Zwei-Klassen-Gesellschaft auch in der Praxis umgesetzt. Auslöser für die strikte Trennung des elitären vom egalitären Volk waren die Wanderungen der unteren Klasse kurz vor dem Aussteigen in den Kopfbahnhöfen wie München, Frankfurt oder Leipzig, wo die feine Gesellschaft sich von den Heerscharen niederer Bürger in den Abteilen der 1. Klasse belästigt fühlte. Die Bahn sah sich gefordert und legte fest, die Zweite-Klasse-Fahrer dürfen jetzt nur den Zug über die ihnen zugeteilten Ausgänge verlassen. Eine hörbare Welle der Erleichterung schwappte bei dieser Aufforderung durch die Abteile der Luxusklasse. Endlich einmal in Ruhe den Mantel anziehen, ohne dabei umgestoßen oder angerempelt zu werden, kein störendes Kindergeschrei und kein Blockieren der Gänge. So wird Bahnfahren wieder zu einem Erlebnis, zumindest für jene Menschen, die es sich dauerhaft leisten können.
Aber kaum hat die Bahn ein Problem aus der Welt geschafft, kommt das nächste Unheil auf sie zu. Die Lokführer haben die Verhandlungen für einen neuen Tarifvertrag am gestrigen erneut abgebrochen und drohen schon wieder mit Streik. Warum immer die, die man wirklich braucht. Einen Schaffner würde kein Fahrgast vermissen, den suchen sie bei Problemen sowieso vergeblich, aber Lokführer? Die Bahn wäre aber nicht die Bahn, wenn ihnen nicht auch hierzu etwas einfallen würde – der „Geisterzug“ – der führerlose Zug ist keine Zukunftsversion mehr. In der japanischen Stadt Kobe existiert schon ein vollständiger Ringverkehr ohne die lästigen Zugführer. Somit wäre dieses Problem dann auch aus Welt. Innovative Ideen bei der Bahn – Herzlichen Glückwunsch!