Barack Obama gewinnt – Wie hat er das gemacht?

Der Kurzreporter
von Der Kurzreporter Juni 5, 2008 15:41

Barack Obama ist der neue Präsidentschaftskandidat der Demokraten.

Ende letzten Jahres schien die Situation noch eindeutig: Clinton führte in Umfragen mit 45 % der Stimmen vor dem politischen Newcomer Barack Obama mit 27%. Dann kam die Wahl in Iowa, in der Obamas Kampagne ein legendäres Wahlergebnis erzielte. In einem Staat, in dem sonst eher durchwachsene Wahlbeteiligung herrscht, zog der junge Demokrat so viele Menschen an die Wahlurnen wie noch nie. Was folgte, ist zur Genüge bekannt, ein zähes Ringen um Wählerstimmen und Delegierte. Schließlich hat Obama gewonnen und buhlt momentan um die Gunst der sich zickig zeigenden Hilary, die auf den Vizepräsidentenplatz schielt.

Aber wie konnte Obama das Blatt in so kurzer Zeit so dramatisch wenden? Ich habe dazu einen sehr interessanten Artikel gelesen. Kurz zusammengefasst: Die Organisation von Barack Obamas Wahlkampf ist in der amerikanischen Geschichte einzigartig. Das Ganze wurde als Firma aufgezogen, die den „Kontakt zum Kunden“ über alles stellt. Weiterhin wurden Kernaufgaben wie das „Fundraising“, also die Beschaffung von Wahlkampfgeldern, neu strukturiert: Statt wie früher die großen Fische ins Netz zu holen, und die Fundraiser mit Schecks in der Tasche herumlaufen zu lassen, richteten die Fundraiser Merchandise-Stände ein, über die sie an die EMail-Adressen der Supporter kommen könnten.

Das bedeutet, Obama hat gewonnen, weil er sich buchstäblich um die „kleinen Leute“ gekümmert hat. Er hat ohne jede ideologische Verklärung die Ressource „Wähler“ bestmöglich zu nutzen gewusst und aus dem Unternehmen Wahlkampf endgültig eine reibungslos ablaufende Maschinerie gemacht, die übrigens im Gegensatz zu Clintons Team auf jegwede schmutzige Attacke verzichtet hat. Für mich klingt das großartig. Zwar ist es ein wenig unheimlich, wie gut die Strategie funktioniert hat, und das Credo des geölten Betriebs in Bezug auf die Politik mutet ein wenig klinisch an – diese Art von Politik ist mir aber tausend Mal lieber, als alles, was sich (zum Beispiel…) in der deutschen Innenpolitik die Vorwürfe an die Birne donnert. Wenn doch nur ein bisschen Professionalität von unseren Nachbarn über den Teich schwappen würde…

Der Kurzreporter
von Der Kurzreporter Juni 5, 2008 15:41