Abtreibung von Mädchen – Männerüberschuss in China und Indien

Der Kurzreporter
von Der Kurzreporter März 17, 2011 17:24

Die Abtreibung von ungewollten Mädchen zugunsten männlicher Nachkommen könnte in naher Zukunft zu einem Männerüberschuss in China, Indien und anderen asiatischen Ländern führen. Schon seit Jahren zeichnet sich ein solcher Trend ab, der nun Überhand zu nehmen droht.

Die selektive Abtreibung von weiblichen Föten ist in vielen Kulturkreisen seit langer Zeit Alltag. Wenn das Gesellschaftsbild den Wert männlicher Nachkommen höher einschätzt oder das Aufziehen von Töchtern mit zu hohen Kosten verbunden ist, kommt es zum Phänomen der Geschlechterselektion. Vor allem in China und Indien aber scheint dies nun Auswirkungen zu haben, die zwar vorherzusehen waren, gegen die bisher aber wenig unternommen wurde.

Abtreibung von Mädchen führt zu Männerüberschuss

Schon in den 1990er Jahren zeichnete sich in einigen fernöstlichen Ländern ein Trend im Bevölkerungswachstum ab, der nun langsam aber sicher zu dem führt, was Experten lapidar als Männerüberschuss bezeichnen. Die Ursachen sind vielfältig, gehen letztlich aber alle auf den selben Kern zurück: das kulturelle Weltbild einer Gesellschaft, in der Männer höher bewertet werden als Frauen. Der Glaube daran, dass Söhne wichtiger für den Erhalt der Stammeslinie seien als Töchter, lässt Frauen vielerorts – ob freiwillig oder gezwungenermaßen – zu drastischen Mitteln greifen. Die Politik der chinesischen Regierung, die nur in Ausnahmefällen mehr als ein Kind pro Paar erlaubt, tut ihr Übriges zur Verbreitung solch selektiver Abtreibungen. Wenn schon nur ein Kind, dann doch bitte einen Sohn, denken sich dort Viele.

Die Abtreibungsrate von weiblichen Föten ist demnach in einigen Kulturkreisen um ein Vielfaches höher als die männlicher Embryonen. Zu dem schlichten Wunsch nach einem Erben kommt oftmals das Problem, dass Söhne zum Beispiel in China und Südkorea für die Altersversorgung der Eltern sorgen, während beispielsweise in Indien Töchter aufgrund der hohen Mitgift, die ihnen im Fall einer Hochzeit ausgestellt werden muss, eine finanzielle Belastung darstellen. In etwa 20 Jahren, so schätzen Experten, könnte es in Staaten wie China oder Indien aus diesen Gründen 10 bis 20 Prozent mehr Männer als Frauen geben. Wer da nicht schnell genug ist, bleibt allein zurück.

Selektive Abtreibung und ihre Auswirkung

Tatsächlich stellt das Ungleichgewicht im Bevölkerungswachstum aber nicht ausschließlich ein Problem dar. Für Frauen kann es sich sogar positiv auswirken, da sie nun eine größere Auswahl haben, während den Männern der Gesellschaft immer weniger Entscheidungsfreiraum bleibt. Im günstigsten Fall kann sich eine Frau aus niedrigeren Gesellschaftsschichten „hochheiraten“ und damit ihren sozialen Status verbessern.

Auf der anderen Seite stehen die Männer, die bei diesem Auswahlverfahren auf der Strecke bleiben. Vor allem Jene aus den unteren Bevölkerungsschichten, denen eine gute Ausbildung nicht vergönnt war und die einer Frau kein vermögendes Leben bieten können. Sie bleiben immer öfter allein, was Sozialforscher zur beunruhigenden Vermutung führt, dass in diesem Umwelt durch das Unvermögen, zu heiraten, psychologische Probleme, Aggression, Gewalt und Verbrechen zunehmen könnten. Dies sei natürlich der schlimmste anzunehmende Fall.

Der Kurzreporter
von Der Kurzreporter März 17, 2011 17:24