Sündenfall der Menschheit: Vor 70 Jahren versinkt Hiroshima im atomaren Inferno

Der Kurzreporter
von Der Kurzreporter August 7, 2015 15:59

Sündenfall der Menschheit: Vor 70 Jahren versinkt Hiroshima im atomaren Inferno

Der Abwurf von der ersten Atombombe – am 6. August jährt er sich zum siebzigsten Mal. „Little Boy“, so der verharmlosende Name der Bombe, löste ein bis dahin ungekanntes Inferno aus. Diesem Sündenfall der Menschheit folgte gleich der Zweite, nur drei Tage später verwüstete ein weiterer atomarer Sprengkopf mit Nagasaki die zwei japanische Stadt.  

Das ursprüngliche Ziel war Deutschland

Unter dem Codenamen „Manhattan Project“ hatten die USA seit 1942 die Entwicklung der Atombombe forciert, federführend war der Physiker Robert Oppenheimer. Eigentlich war es geplant, die Atombombe auf Deutschland abzuwerfen – doch mit der bedingungslosen Kapitulation des Deutschen Reiches am 7. Mai 1945 rückte ein anderes Ziel in den Fokus – Japan. Das Kaiserreich hielt Mitte 1945 noch weite Teile Asiens besetzt und war weit davon entfernt, ebenfalls zu kapitulieren.

Genau das verlangte US-Präsident Harry S. Truman aber ultimativ in seiner Rede vom 26. Juli 1945, in dem er Japan andernfalls mit verheerenden Luftschlägen drohte, ohne dabei die Atombombe zu erwähnen. Das Kaiserreich reagierte nicht auf das Ultimatum der Amerikaner und hoffte vergeblich auf eine Vermittlung seitens der Sowjetunion.

Die Apokalypse von Hiroshima

Hinter den Kulissen war die Entscheidung gefallen. Als Angriffsziel wählten die USA die südjapanische Stadt Hiroshima aus, einen Truppenstützpunkt, in dessen Nähe sich kein Gefangenenlager für US-Soldaten befand. Am 6. August 1945 um 8.16 Uhr warf schließlich der Bomber „Enola Gay“ seine tödliche Fracht, eine vier Tonnen schwere Atombombe, in 800 Metern Höhe über dem Zentrum von Hiroshima ab. Binnen weniger Sekunden zerstörten eine gewaltige Druckwelle und ein mehr als 6.000 Grad heißer Feuerball über 80 Prozent von Hiroshima, etwa 80.000 Menschen kamen sofort ums Leben. Die radioaktive Strahlung forderte noch Jahre und Jahrzehnte zahlreiche Opfer, insgesamt rund 170.000 Menschen kostete die Atombombe das Leben.

Der zweite Abwurf über Nagasaki

Da Japan sich weiterhin einer Kapitulation wiedersetze, folgte am 9. August der zweite Abwurf einer Atombombe. Nagasaki wurde nur wegen des schlechten Wetters zum Ziel, eigentlich war die Stadt Kokura dafür auserkoren worden. Um 11.02 Uhr detonierte der Sprengkörper mit dem Namen „Fat Man“ über dichtbesiedeltem Gebiet. Obwohl er mehr Sprengkraft als die erste Atombombe hatte, kamen in Nagasaki weniger Menschen ums Leben. Die umliegenden Berge dämpften die Wucht der Druckwelle, es bildete sich kein verheerender Feuerball wie in Hiroshima. Dennoch starben in Nagasaki rund 22.000 Menschen sofort, weitere 80.000 kamen an den Folgen des Abwurfs ums Leben.

Atombombe als Warnung an die Sowjetunion?

Diesmal reagierte Japan. Kaiser Hirohito erklärte am 14. August 1945 die bedingungslose Kapitulation des Kaiserreiches, die am 2. September offiziell unterzeichnet wurde. Die damalige US-Regierung sah sich in ihrer Argumentation bestätigt, dass erst durch den Abwurf der Atombomben die Kapitulation erreicht worden sei. Das hätte den Tod von zahlreichen weiteren US-Soldaten auf dem Schlachtfeld verhindert. Viele Historiker halten die Abwürfe weder völkerrechtlich noch ethisch und politisch für vertretbar. Im Prinzip hätten die USA ein Kriegsverbrechen verübt. Das eigentliche Ziel sei ein ganz anderes gewesen. Die USA hätten der Sowjetunion ihre militärische Macht und Überlegenheit demonstrieren und so ihrem Expansionsstreben einen Riegel vorschieben wollen.

Foto: Thinkstock, 459956913, iStock, saicle

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