OECD: Armutsrisiko bei deutschen Rentnern hoch

Der Kurzreporter
von Der Kurzreporter Dezember 17, 2015 15:22

OECD: Armutsrisiko bei deutschen Rentnern hoch

Fast jeder zehnte Rentnerhaushalt in Deutschland ist nach einer Erhebung der OECD (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) von Armut bedroht. Das bedeutet, diesen Haushalten steht weniger als die Hälfte des Durchschnittseinkommens zur Verfügung. Damit sind deutsche Rentner sehr viel stärker von Armut bedroht als Rentner in den benachbarten EU-Ländern wie Dänemark, den Niederlanden oder Frankreich, aber immer noch weit weniger als viele andere Rentner der OECD-Staaten.

Immer mehr Rentner von Armut bedroht

In Deutschland liegt das Armutsrisiko für einen Rentnerhaushalt bei 9,4 Prozent, in Dänemark bei 4,6 Prozent, in Frankreich bei 3,8 Prozent und in den Niederlanden gerade mal bei 2 Prozent. Das hat eine OECD-Studie kürzlich festgestellt. Keine guten Aussichten für deutsche Rentner, könnte man meinen. Im Vergleich zu türkischen Rentnern mit einem Risiko von 18,4 Prozent oder Japan mit 19,4 Prozent steht Deutschland dagegen noch recht gut da. Immerhin liegt es noch unter dem Durchschnitt von 12,6 Prozent.

Was heißt das aber für die Betroffenen? Ihnen steht weniger als 50 Prozent des Durchschnittseinkommens für ihren Lebensunterhalt zur Verfügung. Viele Rentner arbeiten in einem Mini-Job, um ihre Rente aufzubessern und der Altersarmut zu entgehen oder sie speisen bei der Tafel, um Geld für Nahrungsmittel zu sparen.

Rentenalter erheblich angestiegen

Nicht nur der offizielle Rentenbeginn hat sich in Deutschland verschoben, auch das tatsächliche Renteneintrittsalter ist in den vergangenen Jahren angestiegen. Laut der letzten OECD-Studie liegt es derzeit bei 62,7 Jahren. Ebenfalls stark angestiegen ist der Anteil älterer Arbeitnehmer in Deutschland. Von den 55- bis 64-Jährigen arbeiteten im letzten Jahr 66 Prozent statt nur 42 Prozent im Jahr 2004. Das liegt deutlich über dem OECD-Durchschnitt. Der häufigste Grund für die vorzeitige Beantragung der Rente ist mangelnde Gesundheit. Aber es gibt auch immer noch Menschen, die auf einen Teil ihrer monatlichen Bezüge verzichten, um vorzeitig in Rente zu gehen, zu reisen oder einfach Zeit mehr mit ihrer Familie verbringen zu können.

Jammern auf relativ hohem Niveau

Auch wenn deutsche Rentner im Vergleich zu ihren EU-Nachbarn ein höheres Armutsrisiko haben, stehen sie im Vergleich zu anderen Ländern noch ziemlich gut da. Zudem hat Deutschland die Rentenfinanzierung dank der Reformen recht gut im Griff, wie die OECD feststellte. Bis 2030 werden die Rentenausgaben auf gerade mal knapp 13 Prozent des Bruttosozialproduktes steigen.


Foto: Thinkstock, 482017311, iStock, diego_cervo

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