Die Gangster sind unter uns

Der Kurzreporter
von Der Kurzreporter Mai 2, 2008 12:34

Die „Zeit“ gönnt sich diese Woche aus gegebenem Anlass ein mehrseitiges Dossier über den neuen deutschen Gangsta-Rap. Der Text ist reflektiert, klug, ohne einschlägige Klischees zu bedienen, und nähert sich dem Thema angenehm unaufgeregt.

Trotzdem hat er einen unangenehmen Beigeschmack: Unter den Stichworten „Rap“ und „Hip Hop“ (die ja ohnehin ziemlich weit gefasst werden können) werden ausschließlich Brachial-Rapper wie Bushido, Sido, B-Tight, Massiv etc. verhandelt.

Dass es einen anderen deutschen Rap bzw. Hip Hop gibt – etwa Curse, Blumentopf, die Fantastischen Vier -, wird mit keinem Wort erwähnt. Kurzum: Hip Hop ist, das suggeriert der Artikel (ob willentlich oder nicht) gleichbedeutend mit Aufrufen zur Gewalt, Sexismus, Schwulenfeindlichkeit und was sonst noch auf schmuddeligen Schulhöfen gut ankommen mag.

Das mag man sich als Blumentopf-Fan eigentlich nicht gefallen lassen. Es wäre an der Zeit, dass die Medien mal einen Schalter umlegen, und ihre Lieblingsthemen aus einer anderen Perspektive darstellen: Warum interviewt die „Zeit“ nicht mal Clueso, oder meinetwegen Max Herre, zu Sido-Texten? Was die zu sagen hätten, würde manchen Leser, der mit dem Phänomen Hip Hop bislang einzig über die reichlich tendenziöse Berichterstattung konfrontiert wurde, wohl erstaunen.

Der Kurzreporter
von Der Kurzreporter Mai 2, 2008 12:34