Buchstabentausch

Der Kurzreporter
von Der Kurzreporter März 6, 2008 11:43

Während Hollywood den eigenen Abgesang inszeniert und sich nur noch auf Fortsetzungen und digitalen Bombast zu beschränken scheint, erobert mit dem Bollywood-Kino zunehmend eine zweite Filmindustrie auch die deutschen Leinwände.

Bestes Beispiel: Die neue Bollywood-Superproduktion „Om Shanti Om“ mit Shahrukh Khan, dem schlichtweg größten Filmstar, den dieser Planet bislang gesehen hat. Höchstens Mickey Mouse dürfte den Bekanntheitsgrad des kleinen Mannes mit der markanten Nase übertreffen. Anlässlich seines Auftritts auf der Berlinale im vergangenen Monat fragte der deutsche Sharuhk-Kahn-Fanclub ganz unverhohlen: „Wer sind die Stones?“

„Om Shanti Om“ soll Bollywood nun auch in Europa zu satten Einspielergebnissen verhelfen. Die Premiere des Films fand folgerichtig im November 2007 in London statt. Selbst der sonst so kritischen „Spiegel“ gesteht angesichts des 170-Minuten-Werks ein, es handele sich um einen „überlebensgroße[n] Reinkarnations-Schwank mit Krimi-Touch, der einfach kracht vor Energie, Musik und Farbe“. Seit 6. März ist das Werk auch in deutschen Kinos zu sehen.

[youtube _1ionZznx1Q]

„Moulin Rouge“ war ja eigentlich Bollywood …

Hollywood hat bislang einmal einen Versuch in Richtung Bollywood unternommen, der hieß „Moulin Rouge“. Nicole Kidman und Ewan McGregor sangen und liebten sich durch eine Geschichte, die abwechseln komisch und herzzerreißend traurig war, aber immer so pathetisch, dass es an Kitsch kaum zu überbieten war. Der Film gefiel dem Publikum – und spielte eine Menge Geld in die Kassen. Regisseur Baz Luhrman arbeitet seitdem an einem „Alexander“-Projekt.

Allerdings zogen die Hollywood-Verantwortlichen die falschen Schlüsse aus dem „Moulin Rouge“-Erfolg: Statt mehr auf die Bollywood-Formel zu setzen, wiederbelebten sie das Musical. Das brachte zwar ansehnliche Filme wie „Chicago“ und „Sweeney Todd“ zustande, aber eben auch eine Menge Produktionen, die untergingen (kann sich jemand an „Beyond the Sea“ erinnern?). An den sinkenden Einspielergebnissen, unter denen Hollywood-Porduktionen seit Jahren leiden, änderten die neuen Musicals wenig.

In Indien dagegen interpretierte man den Erfolg von „Moulin Rouge“ richtig – und da die Kalifornier sich offenbar davor scheuten, ordentliches Bollywood-Kino zu machen, beschlossen die Bollywoodianer eben, auf eigene Faust die westlichen Kinosäle zu erobern. Was spätestens mit „Om Shanti Om“ als geglückt bezeichnet werden darf. Der Film ist zwar nicht perfekt, wird aber mit seinem unverschämten Charme die Herzen der Zuschauer im Sturm erobern. Ganz nach dem Motto von Produzent Shahrukh Khan: „Ich bin der Beste“. Punktum.

Der Kurzreporter
von Der Kurzreporter März 6, 2008 11:43